Prof. Dr. Eva-Maria Walker

Prof. Dr. Eva-Maria Walker

Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft

Prof. Dr. Eva-Maria Walker ist Professorin für Arbeit und Organisationskultur im Handel am Fachbereich Wirtschaft der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft.

Zur Person

Prof. Dr. Eva-Maria Walker ist Professorin für Arbeit und Organisationskultur im Handel am Fachbereich Wirtschaft der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, Alfter bei Bonn. Als Arbeitssoziologin forscht sie im Kontext Technik zu Fragen der Subjektivität der Arbeitenden (Anerkennungs- und Gerechtigkeitsansprüche, Belastungserfahrungen) sowie zu den Gestaltungsbedingungen und Folgen der Digitalisierung für die menschlichen Arbeitsbedingungen. In ihrem aktuellen Forschungsprojekt hat sie die Arbeitsfolgen der Digitalisierung für Einfachbeschäftigte untersucht.

Drei Fragen an… Prof. Dr. Eva-Maria Walker

An welchen Stellen macht die Digitalisierung unser Leben schöner, einfacher, interessanter?

Für mich als Soziologin, die sich für das Wechselspiel zwischen technologischen Innovationen und den menschlichen Arbeitsbedingungen interessiert, ist es vor allem der Diskurs über die Digitalisierung, den ich spannend finde. So wird nämlich seit richtig langer Zeit mal wieder breit darüber diskutiert, wie wir eigentlich arbeiten und leben wollen, was wir unter "guter Arbeit" verstehen. Ganz konkret kann das zum Beispiel die Frage sein, wie stark wir Arbeit und Freizeit räumlich und zeitlich trennen wollen, wie viel Lebenszeit wir mit Arbeit verbringen wollen und ob wir in agilen Projektteams arbeiten wollen. Aber auch viel grundsätzlicher werden Fragen der Verteilungsgerechtigkeit aufgeworfen, wenn problematisiert wird, dass digitale Technologien eben auch zur Arbeits- und Leistungsverdichtung genutzt werden können oder von den Flexibilisierungsgewinnen nur einseitig die Unternehmensseite profitiert, nicht aber die Beschäftigten.

Welche Steine müssen Sie in Ihrem eigenen Arbeitsbereich noch aus dem Weg räumen?

Wie jede technologische Innovation ist natürlich auch die Digitalisierung kein Selbstzweck, sondern ein Prozess, der gestaltet werden kann und muss; und zwar unter Einbezug aller daran beteiligten Interessengruppen. Aus der Technikfolgenabschätzung wissen wir, dass mit technologischen Innovationen dann die besten Ergebnisse erzielt werden können, wenn Technikentwicklung und -implementierung partizipativ gestaltet wird. Sonst steht zu befürchten, dass digitale Technologien ausschließlich dafür eingesetzt werden, Arbeit zu verdichten, zu standardisieren oder zu automatisieren - schon jetzt sind bestimmte Beschäftigtengruppe von einem "digitalen Taylorismus" betroffen - ohne aber auf der anderen Seite darüber nachzudenken, wie Beschäftigte qualifiziert werden können oder wie die durch den Wegfall von Routinearbeiten frei gewordene Zeit dafür genutzt werden kann, um kreativ zu sein und eben nicht nur, um Arbeit zu verdichten.

Was ist aus Ihrer Sicht Nordrhein-Westfalens größte Stärke?

Eine große Stärke von NRW ist meines Erachtens, dass Transformationen schon immer vernetzt und partizipativ gedacht und gestaltet werden. Und so geschieht das nun auch mit der digitalen Transformation, die eben nicht nur solitär betrachtet wird, sondern als Teil einer Gesamtstrategie zur Gestaltung des strukturellen Wandels. Toll finde ich an Nordrhein-Westfalen auch, dass da, wo partizipative Technikgestaltung drauf steht, diese auch drin ist und in der Initiative Wirtschaft & Arbeit 4.0 unter dem Dach des Wirtschafts- und Arbeitsministeriums gemeinsam mit allen beteiligten Interessengruppen der digitale Wandel gleichberechtigt gestaltet wird.