Anja Weber Vorsitzende des DGB NRW

Anja Weber

DGB NRW

Anja Weber ist Vorsitzende des DGB-Bezirks Nordrhein-Westfalen.

Zur Person

Anja Weber wurde 1961 in Dortmund geboren. Die studierte Politologin war in verschiedenen Funktionen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten tätig. Seit Dezember 2017 ist sie Vorsitzende des DGB NRW. Zuvor arbeitete sie als Landesschlichterin im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW. Anja Weber ist Mitglied der SPD.

Drei Fragen an... Anja Weber

Kann die Digitalisierung das Leben besser machen?

Wer mit offenen Augen durchs Leben läuft, kann die Auswirkungen der Digitalisierung auf unser Leben ja gar nicht übersehen. Sie verändert die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren, wie wir unseren Alltag organisieren, wie wir Kunst und Kultur wahrnehmen. Darin liegen viele Chancen, z.B. um den Klimaschutz voranzubringen und die Energiewende zu schaffen. Beim Arbeitsleben sehe ich Chancen für eine menschengerechtere Arbeitsgestaltung, z.B. mehr Freiraum und Entlastung, mehr Arbeitszeitsouveränität oder mehr Selbstbestimmung bei der Erledigung von Arbeitsaufgaben. Das wird aber kein Selbstläufer. Damit diese Chancen Realität werden, muss jetzt entschiedener an der sozialen Innovation gearbeitet werden.

Wo erkennen Sie Barrieren?

Wir haben die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gefragt, wie sie die Veränderung der Arbeitswelt durch die Digitalisierung erleben. Dabei hat sich sehr eindeutig gezeigt, dass der zunehmende Einsatz digitaler Technik keineswegs automatisch zu besseren Arbeitsbedingungen führt – im Gegenteil. Die Arbeitsverdichtung nimmt weiter zu, der Druck steigt z.B. durch die permanente Erreichbarkeit, und steigenden Qualifizierungsanforderungen steht kein entsprechendes Angebot gegenüber. Die Chancen zur Humanisierung der Arbeit sind für viele Kolleginnen und Kollegen in ihrem Arbeitsalltag nicht festzustellen. Das muss sich ändern.

Was muss in NRW passieren, damit die Chancen der Digitalisierung auch genutzt werden?

Wir müssen die wirtschaftlichen Chancen, die neue Technologien bieten, nutzen, wenn wir in NRW zukunftsfähige Arbeitsplätze schaffen wollen. Das ist nicht neu für uns. Wir müssen aber darauf achten, dass die reale Welt mit der technologischen Entwicklung Schritt hält.  Das sehe ich im Moment nicht. Hier entstehen viele Spannungsfelder. Wir müssen dringend gegensteuern, wenn viele Unternehmen der digitalen Wirtschaft sich den sozialpartnerschaftlichen Regeln und Aushandlungsprozessen entziehen, wenn sie Tarifverhandlungen verweigern und Betriebsratsbildungen bekämpfen. Unsere Aufgabe muss es sein, den Menschen wieder ins Zentrum zu rücken. In der Initiative Wirtschaft und Arbeit 4.0 können wir beweisen, dass die digitale Transformation auf dem Weg der Sozialpartnerschaft besser gelingt – für die Beschäftigten und für die Unternehmen.