Projekt „DokuWatch“ Pflegetreffen

Eine effizientere Dokumentation bedeutet Entlastung für die Pflegekräfte und mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten

Mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten dank der „DokuWatch“.

Die geförderten Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren helfen mit Expertenwissen, Demonstrationszentren, Best-Practice-Beispielen sowie Netzwerken, die dem Erfahrungsaustausch dienen.

Im Rahmen der Siegener Veranstaltung „Pflege: Menschlich! Digital!“ im November 2018 wurde gemeinsam darüber nachgedacht, wie digitale Technologien dabei helfen können, Pflegekräfte bei der Arbeit zu unterstützen. Personen aus der Praxis wurden hier mit wertvollen Multiplikatoren und Digitalexpertinnen und -experten zusammengebracht. Als konkrete Antwort auf diese Frage ist so die Idee der „DokuWatch“ entstanden. Sie soll Pflegekräfte bei Verwaltungstätigkeiten entlasten und ihnen mehr Zeit für ihre Patienten geben. Aus der Idee ist mittlerweile ein Projekt geworden.

Entlastung von Pflegekräften durch automatische Dokumentation

Nadine Lehmann arbeitet in der Pflege und weiß aus ihrer täglichen Arbeit: Zeit ist wertvoll. Personalmangel und aufwändige bürokratische Routine lassen ihr allerdings immer weniger davon für die eigentliche Arbeit mit den Patienten. Die Idee der „DokuWatch“: Wenn die für die Dokumentation verwendete Zeit effizienter genutzt werden könnte, würde die Qualität der Pflege profitieren. Nadine Lehmann hat die Idee mitgeprägt und mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Siegen auch schnell Unterstützung gefunden. Gemeinsam wird das Projekt seitdem vorangetrieben. Im Interview sprechen Nadine Lehmann und Dr. Martin Stein vom Kompetenzzentrum über die Kooperation und die Herausforderungen bei der Weiterentwicklung der Idee.

Wie kann die „DokuWatch“ in der Pflege konkret helfen?

Lehmann: Pflegekräfte müssen heute immer mehr von ihrer Zeit am Computer für Dokumentationszwecke aufbringen - Zeit, die für die Patienten fehlt. Die Ausgangsfrage war daher, wie man diese Routinetätigkeiten für die Pflegekräfte vereinfachen kann. Die „DokuWatch“ soll Zeit einsparen, indem sie Pflegebesuche automatisch und in Echtzeit dokumentiert und sich somit eine aufwändige, nachträgliche Dokumentation erübrigt.

Stein: Die Idee ist, dass sie die Pflegetätigkeit analysiert, etwa indem sie Bewegungen oder Räume erkennt und den Standort der Pflegekraft im Patientenzimmer bestimmt. Auch könnten Daten analysiert werden, sodass beispielsweise regelmäßig wiederkehrende Einträge in der Dokumentation automatisch übernommen werden.

Welchen Weg hat die Entwicklung seit der Ausgangsidee im November 2018 genommen?

Stein: Zunächst mussten wir den Pflegekontext verstehen: Was ist bei der Dokumentation wesentlich? Was ist wie im Alltag umsetzbar? So hat ein gemeinsamer Workshop klargemacht, dass ein Gerät in Form einer Uhr problematisch wäre, weil Pflegekräfte bei der Arbeit keine Uhren tragen dürfen. Allerdings haben sie auch heute schon häufig Telefone bei sich, weshalb wir nun diesem Ansatz nachgehen.

Wie unterstützt das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Siegen die Weiterentwicklung der Idee?

Stein: Das Kompetenzzentrum wird vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert und besitzt die Kapazitäten und das Know-how, um Projekte dieser Art anzugehen. Unsere Rolle ist es, Ansatzpunkte für digitale Technologien zu identifizieren und die technischen Möglichkeiten aufzuzeigen.

Lehmann: Eine Zusammenarbeit, die sich sehr positiv gestaltet. Es ist beachtlich, welchen Weg die Idee seit dem ersten Workshop genommen hat!

Wie sieht der weitere Weg bei der Entwicklung der „DokuWatch“ aus?

Lehmann: Derzeit befinden wir uns noch in der Konzeptionsphase. Jetzt geht es darum, dass wir uns die Dokumentationsarbeit in den Pflegeeinrichtungen genauer anschauen, um daraus abzuleiten, wie die App ausgestaltet werden muss. Eine Handvoll Einrichtungen wollen sich bereits beteiligen.

Stein: Dieser Einblick in die Praxis ist wichtig, weil er hilft, die Erwartungen richtig zu setzen: Eine Anwendung kann nicht sofort alle Probleme lösen. Wo es sinnvoll ist, gehen wir die einzelnen Probleme vielmehr Schritt für Schritt an. Erste Prototypen könnten bis zum Spätsommer erarbeitet werden. Bis die „DokuWatch“ aber produktiv ist, muss sie nicht zuletzt auch in die etablierte Softwareumgebung der Pflegebranche integriert werden - noch steht ein langer Arbeits- und Aushandlungsprozess bevor.

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Was ist Mittelstand-Digital?

Mittelstand-Digital informiert kleine und mittlere Unternehmen über die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung.
Gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Siegen gehört zu Mittelstand-Digital. Mittelstand-Digital informiert kleine und mittlere Unternehmen über die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung. Die geförderten Kompetenzzentren helfen mit Expertenwissen, Demonstrationszentren, Best-Practice-Beispielen sowie Netzwerken, die dem Erfahrungsaustausch dienen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) ermöglicht die kostenfreie Nutzung aller Angebote von Mittelstand-Digital.

Der DLR Projektträger begleitet im Auftrag des BMWi die Projekte fachlich und sorgt für eine bedarfs- und mittelstandsgerechte Umsetzung der Angebote. Das Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) unterstützt mit wissenschaftlicher Begleitung, Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit.

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